Zweieinhalb Stunden Vokalmusik auf höchstem Niveau wurde den Zuhörern in der voll besetzten Reinsfelder Pfarrkirche am vergangenen Samstagabend geboten. Es war die erste von zwei Veranstaltungen im Rahmen des 25 jährigen Bestehens der A-cappella-Formation „Chorschatten“. Die Profi-Vokal-Band VIVA VOCE aus Ansbach war bereits zum vierten Mal zu Gast.
Ein dickes Lob zollte VIVA-VOCE-Sänger David Lugert dem „Geburtstagskind“ Chorschatten im zweiten Konzertteil. Sie hätten es wieder einmal hervorragend geschafft, mit ihrem Gesang die Stimmung im Publikum anzuheizen und ihnen für ihren Auftritt den Boden zu bereiten. Das begeisterungsfähige Publikum und die freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Chorschatten seien die Hauptgründe, warum man nun schon zum vierten Mal (eine Seltenheit in ihrem Terminkalender!) in Reinsfeld zu Gast sei. Die exzellente Akustik war ausschlaggebend, warum man als Veranstaltungsort diesmal die Kirche ausgewählt hätte. Das Konzert war eigentlich schon für 2020 geplant, doch Corona hatte die gesamte Musikszene und damit auch ihre Terminplanungen durcheinander gewirbelt. Aber das Leben geht weiter, wie die Band in einem ihrer Stücke feststellte. Und man zeigte sich hocherfreut, das endlich auch bei der Musik wieder ein Stück Normalität einkehrt.
Das Programm des Abends berücksichtigte zwar den Kirchenraum als Veranstaltungsort, war aber trotzdem sehr abwechslungsreich gestaltet. Der Chorschatten begann mit zwei zart gehaltenen Liebesliedern („Your a song to me“ von Markus Detterbeck und „So bin ich ohne dich“ von MAYBEBOP im Arrangement von Oliver Gies) und dem gehaltvollen Song „Fix you“ von Coldplay im Arrangement von Martin Seiler. Den Höhepunkt bildeten die Klassiker „Bohemian Rhapsody von Queen und „Music“ von John Miles (Arr. Oliver Gies). Premiere hatten die neu einstudierten A-cappella-Versionen von „Viva la Vida“ (Coldplay; Arr. Jens Johansen) und „Flashdance what a feeling“ (Titelsong des gleichnamigen Films Flashdance) im nur so vor Energie strotzenden Arrangement von Martin Seiler. Die doch etwas schwer verständlichen aber zum Teil aktuellen gesellschaftskritischen Texte wurden dem Publikum in der Ansage erläutert. Die in Standing Ovations geforderte Zugabe erfüllte man mit dem einfühlsamen Song „Ein Engel“ von der leider schon nicht mehr existierenden Formation WISE GUYS.
Die Programmzusammenstellung von VIVA VOCE war so wie man sie kennt. Ein teils rasanter Wechsel zwischen getragen/nachdenklichen und fetzig/spitzbübischen Stücken oft mit Überraschungseffekt. Schon beim ersten Song, einem besonderen Arrangement zum „Halleluja“ von Leonard Cohen, und später beim „You raise me up“ sorgte der leidenschaftliche Vollblutsänger David Lugert mit der gesamten Bandbreite seiner Tenorstimme für „Gänsehautfeeling“. Der getragen/nachdenkliche Teil wurde außerdem mit Songs über Kinder und gemeinsames Älterwerden bestückt. Mit den Kompositionen „Träume nicht von morgen“ und „Halt ma zamm“ forderten sie auf, gemeinsam und im hier und heute zu leben. Auch Heiko Benjes kam da mit seinem unvergleichlichen Bass als Solist zum tragen. Der Psalm 25 „Die Pfade des Herrn“ führte zu den Ursprüngen der A-cappella-Musik (a Cappella = in der Kapelle, Gesang ohne Instrumentenbegleitung) zurück und überraschte mit der geschickten Ausnutzung der Akustik durch die Verteilung der Sänger im Kirchenschiff wie auch durch den einfach gehaltenen aber wirkungsvollen Gesang. Der fetzig/spitzbübische Teil feuerte mit verschiedenen Arrangements und Eigenkompositionen eine musikalische Breitseite auf die Schlager- und Rockmusikszene ab. Es ging um Liebe, „mitgeschleifte Gatten“, Piraten und andere Berufe. Bastian Hupfer, Gründungsmitglied der Band, brillierte beim Song „Ich bin a Zimmerer“, frei nach dem Song „The wanderer“ (Ernest Maresca/Dion und die Belmonts) nicht nur mit seiner Stimme sondern auch mit seinem unnachahmlichen Schauspieltalent. Neuzugang Andreas Kuch kam ebenfalls als Solist zum Einsatz. Er ist nicht nur Komponist, Arrangeur und Choreograph, sondern vor allem begnadeter Beatboxer. Eindrucksvoll demonstrierte er, wie man mit Stimme und Mikrofon die Geräusche eines ganzen Schlagzeuges produzieren kann, und veranschaulichte so, dass bei dieser Art Musik wirklich keine Instrumente, auch nicht im Hintergrund, zum Einsatz kommen. Mit den frenetisch geforderten Zugaben, einem Medley aus Beatlessongs und dem unplugged gesungenen Schlaflied „Still ruht der See“ endete ein fantastisches Konzert, das vielen Zuhörern sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.